Erfolgreich Abnehmen mit Einlauf


Vor vielen, vielen Jahren ward es ein Eli, der mit seinen 64 Kilo sehr sportlich durch die Lande hüpfte. Und er hüpfte und hüpfte und machte Sport. Seeeehr viel Sport.

Ssspppriiiiiing…
Hüüüüüpffff…
Spppprrrrrriiiiiinkaaaaa…
Hupfa hupfa… 
Und hüpf...

Bis er eine Tages Bekanntschaft mit der bösen Bier- und Cholesterinfee machte und das Verhältnis der zugeführten bösen Fette zu den abgegebenen guten Fetten in Unordnung geriet. Deshalb entschied sich der einst sportliche Eli viel mehr Cholesterin abzugeben. Seit dieser Zeit ging er sehr viel häufiger auf das stille Örtchen. Aber so viel er auch drückte und drückte und stöhnte und stöhnte, die Cholesteri wollte einfach nicht von seinem Körper weichen.
Vor drei Jahren besuchte ihn dann die gute Unfallfee und befreite Eli vom Fluch der bösen Fett- und Cholesterinfee .
So ließ sie ihn im Hausflur stolpern und im Krankenhaus aufwachen. In diesem Haus bekam Eli nämlich nur tausend Kalorien pro Tag. Seitdem nahm Eli ständig ab. Von 100 Kilo auf 90 Kilo. Und von 90 Kilo auf 87 Kilo. Da der Stolperfluch an Einfluss abnahm, besuchte ihn nun die supernette Schweinegrippefee. Wie ein Dieselkanister im Osterfeuer verbrannte Eli bei über 40 Grad Innentemperatur noch die Restfette, bis er die 83 Kilo erlangte.
Nun konnte er wieder Laufen gehen. Ganz ohne Gefahr, dass seine Hüfte bei über fünf km/h aus den Kapselgelenken flog.
Und die Moral von der Geschicht: Vernünftig Abnehmen kannst Du nur durch anständige Krankheiten – am besten als Kassenpatient.

Nun sitze ich hier mit meinen 166 Pfund und knote meine abgewetzten Turnschuhe zu. Seit nun mehr zwei Jahren laufe ich wöchentlich wie ein gehetzter Wombard durch den angrenzenden Mischwald. Sogar den 10 Kilometerlauf absolvierte ich in Hannover unter einer Stunde, ohne böse Fouls an meinen 3000 Mitläufern zu verteilen. Ziel ist es, nächstes Jahr beim echten Marathon zu starten. 

Beim 10 Kilometerlauf sah ich bereits bei Kilometer acht aus,
als hätte ich Drogen genommen...
 
Ein selbstgemaltes Schild mit meiner Startnummer.
Das war eine Superüberraschung!
Vielen Dank Thodi und Kersi!!!

Für den echten Marathon muss ich mich die nächsten Monate noch vernünftig einlaufen. Und für diesen Einlauf spurte ich zum ixten Mal Richtung Waldweg und tauche in den Zauber der Natur ein. Es ist schon dunkel. Außerhalb des Waldes ist mir nicht aufgefallen, dass die Sonne bereits über Kanada ihre Runde dreht.
Eine Gruppe übereifriger Waldarbeiter hat große Teile meines Waldes abgeholzt. Überall Zweige, Äste und ganze Baumstümpfe, die kreuz und quer über meinem Laufweg verteilt sind. Der Wald sieht aus, als wären Teile eines Meteoriten auf ihn gestürzt. Überall haben sich tiefe, glitschige Krater von den Stützfüßen der schweren Baumfällmaschinen gebildet. Kein Vogel schwirrt durch die Äste. Kein Reh und kein Fuchs lassen sich sehen. Nur der Mikado-Wald und ich. Schöner Einlauf!
Nach ein paar Streck- und Dehnübungen, die den Bewegungen eines angeschossenen Gnus ähneln, beginne ich mit dem Training.

Die Umgebung wird immer farbloser und taucht nach nur wenigen Minuten in ein graues Dunkel. Die noch stehen gebliebenen Bäume knacken verdächtig in den Baumkronen und die Luft steht kalt zwischen den toten Stümpfen, die anklagend ihre gebrochenen Holz-Enden in die Höhe strecken. Ich laufe schneller. Irgendwo raschelt und knackt es laut in dem Geäst hinter mir. Ich fühle, wie sich links Seitenstiche einstellen.
„Falsch geatmet, mein Lieber“, geht es mir durch den Kopf und meine Lungen saugen quälend an dem Sauerstoff, der jetzt zäh wie Pudding durch die Luftröhre schießt.
Ein Greifvogel schreit in der Ferne. Ich vergesse einen Augenblick, zu atmen. Das Geräusch ist faszinierend und beängstigend zugleich. Eine kleine Gänsehaut zieht sich über meinen kaltverschwitzten Rücken.
Ich biege nun auf einen Pfad, der nicht breiter ist als eine Waschmaschinentür. Links und rechts klatschen gemeine Brennnesseln an meine nackten Beine. Feuchtkalte Blätter irgendeines wilden Strauches wischen mir wie Peitschenhiebe durch das angestrengte Gesicht.

„Mist! Verd… Supermist! Dreckiger Verda… Supermistdreck! Hätte ich doch meine Kopflampe mitgenommen!“, schimpfe ich laut mit mir selbst.

Ich bin so mit mir in Rage, dass mir die armdicke Wurzel entgeht, die sich quer über den Laufweg spannt. Im vollen Galopp erwische ich das hölzerne Ding und gelange mit dem rechte Fuß unter den Wurzelausleger.
Aha - nun beginnt der akrobatische Part meines Trainings“ geht es mir durch den Kopf, während ich wie eine Boden-Luft-Rakete die Wald-Startbahn verlasse. Die folgenden Bruchteile von Sekunden kommen mir vor wie Minuten. Mir ist weder das Landeterrain bekannt, noch erkenne ich auch nur irgendeine geeignete Landefläche.
Gleich einer Boing 737 schieße ich durch die Luft. Die Hände habe ich zu den Seiten wie Landeklappen ausgefahren als ich merke, dass ich bei diesem Flugwinkel erst mit dem Bug den Waldboden aufpflügen werde.
3, 2, 1,... Das Kinn gräbt eine kleine Schneise der Verwüstung durch vor mir erscheinende Ameisenstädte, Kakalakenbauten und Wurmhügelchen. Der gesamte Frontbereich schiebt sich wie ein leerer Wurstdarm über den Boden. Dabei füllt sich die Sprechluke mit dem Brei aller vorhandenen Waldboden-Zerealien. 

Nun erst setzt der hintere Teil auf. Auf dem glitschigen Boden bleiben mir weitere Blessuren wie Abschürfungen erspart. Ich gleite und glitsche sicher und relativ gelassen auf den jetzt vor mir auftauchenden Wildrosenstrauch zu.
Housten, wir haben ein Problem! Ich schlage sämtliche Krallen und Schuhspitzen in die Erde und komme kurz vor dem Rosenempfang zum stehen.   
Ruhe. Stille. Qualmend wabert mein Atem über den eingetrockneten A A Haufen eines Weißwedelhirsches, oder wie immer die Dinger heißen. Ich checke die Systeme und rechne mit gebrochenem Kiefer und geborstenen Kniegelenken. Jeder Knochen in mir schreit: „Rufe das Auto mit den blauen Lichtern“.
Ich denke an meine Bekannte, wie sie mir noch vor einigen Tagen auftrug, bei Dunkelheit nicht zu Laufen. Es wäre zu gefährlich und pa pi pa po quak quak.
Mit den männlichen Worten „Pappalapapp, du Sorgenpuddel“, suggerierte ich ihr glaubhaft, jede Situation beim Laufen im Griff zu haben.
Und nu liege ich hier im kalten Dreck. Ich nehme mir vor, ihr ersteinmal nichts von meiner Notlandung zu erzählen und humpelnde Bewegungen in ihrem Beisein zu vermeiden.
Das Aufstehen klappt besser als erwartet. Ich sehe aus wie Roberto Blanco bei der Bundeswehr. Der halbe Wald klebt an mir. Hinkend bewege ich mich zurück zum Ausgang. Ein Reh steht auf dem Weg und flieht nicht. Warum auch? Ich sehe nicht aus wie ein Mensch.
Am Waldrand angekommen gucke ich auf Höhe der Elbbrücken in zwei untergehende Sonnen. 

Keine Fotonachbearbeitung!
Das Bild beweist, dass vor der  alten Elbbrücke 
immer zwei Sonnen untergehen. Was das Laufen alles bewirkt?...